Die Porträtfotografie hat immer mehr erreichen wollen, als nur eine Person darzustellen. Die Herausforderung ist, die Persönlichkeit zu zeigen. Das war in den Anfangstagen der Fotografen meistens mit Insignien der Macht 
verbunden. Soldaten wurden in voller Uniform mit allen Orden abgelichtet, Ärzte meistens mit weißem Kittel und Stethoskop und Richter in ihrer Robe. Selbst bei Privataufnahmen spielte der Status eine Rolle, sei es durch den Rassehund, die Villa im Hintergrund oder den Sportwagen an der Seite des Bildes.
Die moderne Portraitfotografie geht zwar auf Verlangen auf solche Wünsche ein, tatsächlich rückt aber die Person selbst immer mehr in den Mittelpunkt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Fotografen sehr ausführliche Gespräche mit ihren Kunden führen. So lernen sie die jeweilige Person, ihre Eigenarten und Wünsche besser kennen.
Natürliche Filter und Tageslicht
Die aktuellen Trends in der Portraitfotografie stellen Natürlichkeit und Emotionen in den Mittelpunkt. So werden immer weniger Filter verwendet, stattdessen kommen wieder alte Linsen auf die Fotoapparate, die oft ein
weicheres Licht haben. Sie müssen oft noch manuell eingestellt werden. Die Natürlichkeit drückt sich in verschwommenen Hintergründen und viel Tageslicht aus. Das Gesicht darf wieder einen Großteil des Bildes bestimmen. Weniger Make-up lässt die Person ebenfalls natürlicher wirken. Meistens werden die Bilder in einer Gesprächssituation geschossen, um allzu künstliche Mimik und Gestik zu vermeiden.
Es darf wieder gelacht werden
Die Emotionalität spielt bei Familien und Gruppenaufnahmen eine große Rolle. Niemand mag mehr Fotos, in denen die Personen aussehen wie aus dem Wachsfigurenkabinett. Statt dessen ist Action gefragt. Man will eine Familie auf dem Gras herumtollen und lachen sehen. Das Team auf der Arbeit kann sich locker in der Cafeteria zusammensetzen und wird beim Gespräch fotografiert. Selbst ein Vorstandsfoto kann lebendiger wirken, wenn einfach ein Fotograf bei der Vorstandssitzung ist und darauf wartet, bis sich alle links und rechts vom CEO aufgereiht haben.
